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Typologie und Anthropologie bei Lorenzo Hervás y Panduro

Gerda Hassler






Das Bild von Hervás in der Historiographie

Zu Lorenzo Hervás y Panduro (1735-1809) hat die Literatur eine Reihe fertiger Urteile anzubieten, von denen die Legende, er sei als Missionar durch Amerika gereist und habe dort Sprachen beschrieben, die am leichtesten zu durchschauende ist. Geläufig ist die in Handbüchern verbreitete Einschätzung, der spanische Linguist habe mit seiner Sprachensammlung der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft den Weg bereitet. Im Folgenden soll nachgewiesen werden, dass Hervás weder im eigentlichen Sinne Linguist war noch an der Vorbereitung eines methodisch betriebenen Sprachvergleichs gearbeitet hat. Dabei wird auch der Unterschied zum in Berlin betriebenen Sprachvergleich zu berücksichtigen sein, wie er sich insbesondere in der zunächst für 1792 gestellten und dann für 1794 verlängerten Preisaufgabe präsentiert.

Lorenzo Hervás y Panduro kann insofern als ein repräsentativer Autor des 18. Jahrhunderts gelten, als er den Fortschritt der Wissenschaften eines Jahrhunderts in einem enzyklopädischen Werk zusammenfassen wollte. Schon 1868 hat sein Biograph Fermín Caballero geschrieben, dass im Werk von Hervás der sprachwissenschaftliche Teil der interessanteste ist, der am ehesten ein Fortleben erlauben und seinen Ruhm als Autor mit großen Konzeptionen und der Fähigkeit, diese umzusetzen, begründen wird (Caballero 1868: 87). Es ist erstaunlich, dass viele spätere Arbeiten zu Hervás die Biographie von Caballero überhaupt nicht berücksichtigen. Daraus erklärt sich auch seine Darstellung als Amerikareisender, die sich erstmals 1801 bei Friedrich Adelung, einem Neffen des Autors des Mithridates Johann Christoph Adelung findet. Durch Repetition in den ersten Geschichten der Sprachwissenschaft, etwa bei Theodor Benfey (1869), Wilhelm Thomsen (1927) und Manuel Mourelle-Lema (1968) wurde dieser Mythos vom durch Amerika reisenden Hervás und den Folgen dieses Reisens für die sprachtheoretische Entwicklung begründet und erst durch Eugenio Coserius (1978a) Artikel über die Gerüchte um Hervás (Lo que se dice de Hervás) zerstört.

Hervás wird außerdem zugeschrieben, mit der Betonung der grammatischen Struktur, des artificio gramatical, einen Wandel im Sprachvergleich herbeigeführt zu haben. Demnach besteht der Beitrag von Hervás zur Linguistik in der Entdeckung, dass sich der Sprachvergleich viel stärker auf die Ähnlichkeit grammatischer Prozesse als auf lexikalisches Material stützen muss. Diese Wertung der linguistischen Ideen von Hervás wird sogar von Menéndez y Pelayo (1933: I, 45) wiederholt und hat sein Bild bis in die jüngste Vergangenheit bestimmt1.




Der Autor und sein Werk

Wer war Lorenzo Hervás y Panduro nun wirklich? Er wurde 1735 in Horcajo de Santiago, einen Dorf in der Provinz Cuenca geboren. Mit 14 Jahren ging er zu den Jesuiten und begann eine typische Ordenskarriere: sein Noviziat verbrachte er im Colegio de la Corte und er studierte Theologie und Philosophie an der Universität in Alcalá de Henares. Nach seiner Rückkehr nach Madrid studierte er Mathematik und Astronomie, erhielt 1760 die geistliche Ordination und lehrte in Cáceres, im Adelsseminar von Madrid und im Verkündigungskloster in Murcia. Diese Epoche seines Lebens war 1767, als er 32 Jahre alt war, mit der Ausweisung der Jesuiten aus Spanien beendet. Wie viele Jesuiten ging er nach Italien, was die Bedingungen für seine intellektuelle Entwicklung und die Entstehung seines Werkes maßgeblich förderte (vgl. González Montero de Espinosa 1994: 15).

In Italien begann er eine große Enzyklopädie der Menschheit, die er von 1778 bis 1787 unter dem Titel Idea dell'Universo veröffentlichte. Diese erste Version von Hervás' Anthropologie umfasst 21 Bände, die in drei Gruppen unterteilt sind: Storia de la vida dell'uomo (vol. I-VIII), Elementi cosmografici (vol. IX-XVI) und Storia delle lingue (vol. XVII: Catalogo delle lingue conosciute (1784), vol. XVIII: Origine, formazione, meccanismo, ed armonia degl'idiome (1785), vol. XIX: Aritmética delle nazioni e divisione del tempo fra gli orientale (1787), vol. XX: Vocabulario polígloto, con prolegomeni sopra più di CL lingue (1787), vol. XXI: Saggio pratico delle lingue, con prolegomeni e una raccolta di orazioni dominicali in più di CCC lingue e dialetti (1787).

Der 17. Band dieser Enzyklopädie ist bereits ein Katalog der Sprachen der Welt. Zu den von Hervás in seiner italienischen Enzyklopädie behandelten sprachbezogenen Themen gehören der Ursprung, die Bildung, der Mechanismus und die Harmonie der Sprachen, eine Arithmetik verschiedener Völker, ein poliglottes Vokabular und eine praktische Abhandlung über Sprachen mit dem Vaterunser in mehr als 300 Sprachen. Im 19. Band beschreibt Hervás das System der Numeralia in amerikanischen, europäischen, asiatischen und afrikanischen Sprachen und bemerkt dabei, dass viele Sprachen auf den Zahlen 10, 100, 1000 aufbauen, die sich bei der Bildung von Numeralia ständig wiederholen. Die Arithmetik von Hervás ist in Wirklichkeit eine sprachtypologische Darstellung der Numeralia in den Ende des 18. Jahrhunderts bekannten Sprachen (vgl. Breva Claramonte 1993: 499). Im Vocabulario polígloto suchte Hervás nach Beziehungen zwischen annähernd 150 Sprachen. Er stellte 63 Wörter des Grundwortschatzes zusammen und untersuchte die zwischen ihnen bestehenden Beziehungen mit dem Ziel, Verwandtschaft festzustellen. Es handelt sich dabei um Bezeichnungen von Elementarkonzepten, wie 'Haus', 'Vogel', Stein', von Körperteilen und eingen abstrakten Begriffen, die aus religiösen Gründen aufgenommen wurden (Voc. pol., Bd. XX, 161-219). Aus Erfahrung und theoretischer Überlegung war Hervás davon überzeugt, dass die Namen geläufiger Dinge zur Erkenntnis der wirklichen Gemeinsamkeiten und Diversität der Sprachen beitragen könnten (Breva Claramonte 1993: 500).

In den fünf sprachbezogenen Bänden der italienischen Enzyklopädie hat Hervás bereits die bis dahin größte Sammlung über Sprachen der Welt vorgelegt. Später veröffentlichte Hervás einen noch umfangreicheren Sprachenkatalog in spanischer Sprache, den Catálogo de las lenguas de las naciones conocidas, y numeración, división, y clases destas, según la diversidad de sus idiomas y dialectos (1800-1805). Trotz der Lage der Jesuiten, die zwar 1799 nach Spanien zurück kehren konnten, aber zwei Jahre später wieder ausgewiesen wurden, hatte er sich auf Rat seines Onkels Antonio Panduro entschlossen, den Katalog auf Spanisch zu schreiben. Die sechs Bände des Katalogs waren der einzige Grund der Berücksichtigung von Hervás für die Wissenschaftsgeschichte gewesen, was sicher in der ausgehend von der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft retrospektiven Perspektivierung liegt. Dieses Werk muss jedoch in Beziehung zu seinen gleichfalls in spanischer Sprache geschriebenen Werken über Anthropologie gesehen werden: Historia de la vida del hombre (7 Bände, Madrid 1789-99) y El hombre físico, ó Anatomía Humana físico-filosófica (2 Bände, Madrid 1800).




Quellen und Ziele des sprachtheoretischen Denkens Hervás'

Das von Hervás katalogisierte Material war von Jesuiten gesammelt worden, die tatsächlich einen großen Teil ihres Lebens als Missionare in fremden Ländern verbracht hatten. Wie Hervás selbst waren sie vertrieben worden und nach Rom mit Sprachbeschreibungen, Übersetzungen religiöser Texte und Katechismen gekommen. Dieses Material war sehr viel reicher und umfassender, als es für einen einzelnen Forscher aufgrund seiner sprachlichen Erfahrung erreichbar gewesen wäre.

Zur Innovation Hervás' im Umgang damit lässt sich feststellen, dass tatsächlich die Betonung der grammatischen Struktur, des artificio gramatical, ermöglichte, die Beziehung zwischen den semitischen Sprachen zu erkennen und zu beweisen, dass die baskische Sprache kein keltischer Dialekt ist. Außerdem hatte er vor Humboldt die Existenz einer malayisch-polynesischen Sprachgruppe erkannt. Die originellste Leistung von Hervás ist jedoch zweifellos seine Klassifizierung der amerikanischen Sprachen. Die Quellen dieser Klassifizierung sind allerdings bis heute weitgehend unklar. In einer nicht veröffentlichten Autobiographie von Hervás im Loyola-Archiv der Societas Jesu fehlen Angaben über von ihm benutzte Gramatiken, andererseits sind die Grammatiken, die nach dem Zeugnis Wilhelm von Humboldts unter den Papieren von Hervás im Römischen Jesuitenarchiv sind, nichts anderes als von einigen Missionaren veröffentlichte oder geschickte Texte.

Die Annahme, dass Hervás selbst Grammatiken von Indianersprachen verfasst haben soll, gehört wahrscheinlich zu den über ihn verbreiteten Mythen und ist auf jeden Fall nicht zu beweisen. Nach dem Zeugnis von Hervás selbst waren die Quellen seines Wissens die früheren Missionare, die er in Rom getroffen hatte, von denen er wahrscheinlich auch über mündliche Zeugnisse profitierte und deren Informationen er kritisch verarbeitete. Schon im italienischen Sprachenkatalog, betont er die Notwendigkeit des vorsichtigen Umgangs mit den Informationen der Missionare, die überwiegend von praktischen Zielstellungen ausgingen und nicht von Kriterien einer Sprachbeschreibung geleitet waren. Von den wenigen Informationen, die es über den persönlichen Kontakt Hervás' zu den Missionaren gibt, sind seine Beziehungen zu Juan Camaño, dessen Dokumentation im Römischen Jesuitenarchiv aufbewart wird, eine Ausnahme. Andere Quellen sind Reisebeschreibungen, die vor allem zu den Sprachen Kanadas wichtige Informationen lieferten (Lafiteau, Moeurs des Sauvages Amériquains, 1746; Charlevoix; Histoire et description générale de la Nouvelle-France, 1746; und die Notizen in Lettres édifiantes et curieuses, 1738). Die Grammatiken, die Hervás überhaupt kennen konnte, lassen sich aus den Zitaten in seiner Sprachensammlung und aus seiner kritischen Bibliographie der amerikanischen Geschichte in der Historia de la Vida del Hombre (1789) ableiten. Schließlich kannte er, wie durch einen Brief von Hervás im Römischen Archiv belegt ist, die Liste der Grammatiken mittelamerikanischer Sprachen, die Clavigero veröffenlicht hatte (Clavigero, Storia Antica del Mexico, 1780) sowie den Saggio d'Historia Americana (1780) von Salvatore Gilij.

Wenn es nicht gerechtfertigt ist, Hervás als Vorläufer der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft einzuordnen, dann muss das Ziel seiner Beschäftigung mit Sprachen anders zu erklären sein.

Wie schon Breva Claramonte (1993) nachgewiesen hat, überschritt das Interesse des Jesuiten schon in der italienischen Enzyklopädie das sprachliche Gebiet. Einfach gesagt ging es ihm um die Bestätigung der Aussagen der Bibel durch die in den Sprachen gefundenen Tatsachen. Hervás versicherte, dass eine Interpretation von Genesis, nach der Gott den ersten Menschen eine Sprache eingegeben habe, von der sich alle Sprachen ableiten würden, sich durch gemeinsame Wurzeln und Laute in einigen Wörtern nachweisen ließe, auch wenn die Völker, die die betreffenden Sprachen sprechen, keinen Kontakt miteinander gehabt hätten. So kämen die Wörter sechs und sieben von einer Wurzel, die mehr als siebzig Sprachen gemeinsam sei (Saggio pratico delle lingue, 1787: 9-11; vgl. Breva Claramonte 1993: 500). Mit der Zerstörung des Turms von Babel fand eine Sprachverwirrung statt, in deren Ergebnis die 72 Matrixsprachen entstanden seien, von denen sich die heute bekannten Sprachen ableiteten. Die aus der Offenbarung ausdrücklich gegebene Sprachverwirrung ließe sich experimentell durch die in der Welt tatsächlich herrschende Sprachenvielfalt nachweisen. Hervás stellt dabei auch fest, dass die Sprachen uns helfen würden, die profane Geschichte zu rekonstruieren und unsere Kenntnisse über sie zu verbessern. Mehr als die Zeugnisse von Autoren über Traditionen, Religionen und Gewohnheiten würde die Beobachtung von Sprachen neue und solide Grundlagen für die Interpretation früherer Geschehnisse geben. Die Wörter, die Syntax und die Aussprache der Sprachen wären ein nicht weniger sicheres Mittel als das, was man aus Sitten, Religion und nationalen Besonderheiten lernen könne. Die Sprachen könnten dabei auch zum Korrektiv historischer Fehlurteile werden (Saggio pratico delle lingue, 1787: 24-27; vgl. Breva Claramonte 1993: 501/2).

Hervás' spätere Sprachstudien ordnen sich dem Versuch unter, eine Synthese des religiösen Dogmas mit der neuen Kultur und Philosophie des Zeitalters der Aufklärung herzustellen. Hervás verwarf die Ilustración, die mit diesem Namen vorgeben würde, Licht in eine dunkle Welt zu tragen. Er nannte das zu Ende gehende Jahrhundert dunkles Jahrhundert, tenebroso siglo (Hervás 1789-99: II, 35). Für die Bewertung von Aussagen forderte er eine klare Trennung zwischen Theologie und Philosophie, wobei die Theologie die Offenbarung, die Philosophie dagegen die menschliche Natur zu studieren habe. In diesem Zusammenhang akzeptierte Hervás durchaus empirische Erkenntnismethoden, wie sie von Locke, Gassendi, Hobbes, Condillac oder Genovesi entwickelt worden waren:

«[...] Renato Des-Cartes, el cual al renovarse o restablecerse la filosofía, promovió la opinión de las ideas innatas en un sentido diferente del que para defenderlas entendieron y supusieron Platon y los seqüaces de su escuela. [...] Leibniz, que juzgó criarse la mente humana con la idea de todo el universo, debe contrarse entre los seqüaces cartesianos. Silvano Regis, en la parte primera del libro de su obra sobre el uso de la razon ¡y! de la fe, dice que el alma al unirse con el cuerpo ¡se excitan las ideas de si misma, de su cuerpo! y de Dios, y á estas da el nombre de innatas. La existencia de estas en el sentido en que las defienden los platónicos y los cartesianos, la desprobaron é impugnaron Pedro Gasendo, Tomás Hobbes, Francissco Malebranche, Juan Lock, Andres Rudrigero, Antonio Genovesi, y casi todos los modernos».


(Hervás, El hombre físico, 1800: II, 271/2)                


Die Sinneserfahrung ist nach Hervás als Quelle und Grundlage des Wissens ausreichend. Um zu verhindern, dass die Leidenschaften phantastische Systeme daraus bauen, verfüge der Mensch über einen kritischen und von den Sinneswahrnehmungen unabhängigen Verstand, der eingeboren sei und das entscheidende Wesensmerkmal des Menschen ausmache.

«La experiencia es guía en todo aquello de que el espíritu informan los sentidos, y la razon no llega á conocer clara y distintamente. La geometría en este caso no tiene lugar: lo ocupa casi toda la ciencia, que llamamos física, en la que por faltar demostración, el entusiasmo se cree impunemente libre para inventar y proponer sistemas fantásticos. La buena crítica, última guia de nuestros discursos, nos dirige alejándonos de los peligrosos precipicios».


(Hervás, El hombre físico, 1800: I, 4)                


In Hervás' Anthropologie wird die Unterscheidung zwischen dem menschlichen Geist und der rein sinnlichen Natur der Tiere zu einer grundlegenden Annahme:

«Infiero tambien, que por el camino de la pura razon se acercó mucho à la verdad el filósofo platónico, que conjecturó ser el espíritu humano una centella de la divinidad, y que por lo contrario erró totalmente descaminado de la razón natural el filósofo epicureo que, confundiendo el espíritu humano con el alma sensual de las bestias, les dió un mismo principio y fin, y los hizo sustancialmente semejantes».


(Hervás y Panduro 1800: II, 169)                


Der menschliche Geist war demnach niemals eine tabula rasa, ebenso wenig wurden alle Ideen erworben. Vor der Aneignung von Ideen, die Hervás durchaus unter Nutzung sensualistischer Argumente erklärt, müsse man die Existenz eines menschlichen Verstandes annehmen, der nicht das Wissen als solches, sondern eine wichtige, alle menschlichen Handlungen kontrollierende Kraft sei.

Wie sollte sich diese rationalistische Position mit der Erklärung der Entwicklung des menschlichen Denkens durch Zeichen verbinden lassen? Und wie sollte eine solche Anthropologie ausgerechnet durch einen Sprachenkatalog gestützt werden?

In der Diskussion von Aspekten wie des Sprachursprungs, der Beziehungen zwischen den Sprachen, dem Denken und der Geschichte der Völker räumt Hervás durchaus Widersprüche zwischen seiner Grundposition und den aus aktuellen Theorien entlehnten Argumenten ein. In einer Abhandlung über den Ursprung der Sprache, die als Teil seiner italienischen Enzyklopädie erschien (Vol. XVIII: Origine, formazione, meccanismo, ed armonia degl'idiomi, 1785[b]) wiederholte Hervás die Hypothese Condillacs, dass zwei außerhalb der Gesellschaft aufwachsende Kinder sich zur Kommunikation ihrer Bedürfnisse eine Sprache erfinden würden. Es bestand kein Zweifel, dass diese Hypothese für eine Begründung der menschlichen Erfindung der Lautsprache auf der Basis von dem Menschen mit den Tieren gemeinsamen Schreien und Gebärden genutzt werden konnte. Hervás musste deshalb nach einer Lösung suchen, die diese Erklärung mit der biblischen Erzählung über den Sprachursprung verband.

Dabei half ihm die Betonung des arbiträren Zeichencharakters (Hervás 1785b: 153/4, 169), die in der spanischen Sprachdiskussion des 18. Jahrhunderts bereits eine Tradition hatte. Dieses Problem war unter anderem von Martín Sarmiento und Gregorio Mayans y Siscar diskutiert worden, für die sich die gesprochenen Sprachen mit ihren historischen und arbiträren Formen als getrennt von der über göttliche Eingebung entstandenen menschlichen Sprache darstellten. Nachdem er die sensualistischen Theorien verarbeitet hatte, bezog Hervás eine zu seinen spanischen Vorgängern entgegengesetzte Stellung. Angesichts der Verschiedenheit der Sprachen war es gerade die Arbitrarität des sprachlichen Zeichens, durch die göttliche Intervention in die Sprachentwicklung gezeigt werden könnte. Wenn die Menschen nämlich ihre Sprache selbst erfunden hätten, dann gäbe es keine unterschiedlichen Sprachen. Die gleichen Sinne und Sinnesorgane hätten vielmehr auch die gleichen Ergebnisse in allen Ländern der Erde hervorgebracht. Auf diese Weise geht Hervás von der unbestreitbaren Gültigkeit der sensualistischen Sprachtheorien aus, baut sie jedoch in eine umgekehrte zeichentheoretische Argumentation ein. Die Erklärung des Funktionierens der Sprache und ihrer Beziehungen zu den kognitiven Möglichkeiten des Menschen steht auf diese Weise nicht im Widerspruch zum göttlichen Sprachursprung.

Ein Katalog aller Sprachen der bekannten Völker musste folglich zu einer Zusammenstellung werden, durch die die Rolle Gottes in der Sprachschöpfung empirisch belegt würde. Andererseits würde er aber auch zu einem Beweis für den Dualismus von Sprache und Denken als zweier ihrer Natur nach unterschiedlicher Phänomene.

Die Suche nach empirischen Grundlagen der Erklärung des Ursprungs und des Wesens der Sprache war ein im 18. Jahrhundert sehr gebräuchliches Verfahren, dessen man sich häufig rein hypothetisch bediente. Das Experiment, in dem zwei Kinder ausgesetzt wurden, um die Entwicklung ihrer intellektuellen Fähigkeiten beobachten zu können, wurde nicht wirklich, sondern nur als Hypothese durchgeführt. Auf ähnliche Weise war der besondere Charakter einer Sprache (génie de la langue, genio della lingua, genio de la lengua, genius of the language), ein weit verbreiteter Begriff, nicht aus wirklichen Vergleichen abgeleitet worden, sondern aus Überlegungen über mögliche Unterschiede zwischen Sprachen. Am Ende des 18. Jahrhunderts wurde dieser hypothetische Empirismus langsam durch wirkliche empirische Untersuchungen abgelöst.




Mit der empirischen Suche nach der Ursprache verbundene Themen


Ursprung und Verwandtschaft von Sprachen

Untersuchungen zu einer Sprache, aus der alle Sprachen als Töchter hervorgegangen wären, nimmt Hervás unter Bezugnahme auf die Tradition, die Geschichte und die Erfahrung auf. Die Frage, ob die Ursprache nach der Sprachverwirrung beibehalten worden sei, und, wenn dies der Fall sei, welche diese Sprache sei, hält er jedoch für nicht beantwortbar. Der Versuch, das Hebräische zur Ursprache zu erklären, erscheint ihm für ein Jahrhundert vor seiner Zeit noch entschuldbar, die Kenntnisse, die durch geographische Entdeckungen außerhalb Europas erreicht wurden, würden eine solche Erklärung jedoch unglaubwürdig machen. Hervás hält es für Erfolg versprechend, die Austauschbeziehungen zwischen verschiedenen Völkern zu betrachten und Verwandtschaftsbeziehungen über Wörter und Wurzeln zu untersuchen.

Schon in seinen italienischen Werken hatte Hervás den empirischen Nachweis dafür versucht, dass nicht alle Sprachen aus einem gemeinsamen Stamm hervorgehen können. Genauso wie aus einem Pferd kein Hund hervorgehen kann, wäre es wenig wahrscheinlich, dass eine Sprache aus einer substanziell von ihr unterschiedlichen abstammen könne. Er verwendet dafür ein Beispiel aus dem cochimí, einer in Kalifornien gesprochenen Sprache, die im 18. Jahrhundert wenig bekannt war und von der wir heute nur durch Hervás überlieferte Sätze haben. Der Satz Ich glaube an Gott, weil er unfehlbar ist hat in dieser Sprache eine Entsprechung, in der die kausale Konjunktion an den Schluss tritt: Diò -juò noogosò praedèbat kaenambal muguibi (Gott an glaube sich irren nicht kann weil)

In einem anderen Beispiel aus dem Japanischen wäre die Entsprechung für ich werde an dem Mann vorbeigehen wörtlich sei ein Mann vor dem ich vorbeigehen würde (fito no maie uotouore). Das Japanische ist eine Sprache des Typs Subjekt-Objekt-Verb, von daher hat das Fehlen eines expliziten Subjekts in dem Beispiel Hervás zur Feststellung einer vom Spanischen total abweichenden Wortfolge geführt. Auch verwandte Sprachen könnten sich im Gebrauch sehr unterscheiden. Solche Gebrauchsweisen würden sich leicht in Sprachen festsetzen, sich jedoch nicht in den substanziellen Gesichtspunkten der Sprache, das heißt in ihrer Syntax niederschlagen (Hervás, Saggio pratico delle lingue, 1787: 15-16; vgl. Breva Claramonte 1993: 503/4). So hat ihm zum Beispiel ein 1603 erschienenes Werk mit dem Titel Arte y gramática muy copiosa de la lengua aimará von Ludovico Bertoni Argumente dafür geliefert, dass eine Sprache wie das Aimará niemals vom Latein abstammen könnte. Das Aimará verwendet von Hervás als Partikeln bezeichnete Elemente und stellt sie zwischen die Wörter, um damit verschiedene Bedeutungen auszudrücken (vgl. Breva Claramonte 1993: 504). So bedeute das Wort apatha 'wegtragen', während apacatha 'plötzlich wegtragen' heiße. Wenn es sich nicht um Bewegungsverben handelt, würde die Partikel ca die aktuelle Aktion bezeichnen. Ikitha bedeutet 'schläft', während ikicatha einer aktuellen und progressiven Handlung entspreche, also Spanisch 'está durmiendo' (Hervás, Saggio pratico delle lingue, 1787: 60).

Aus solchen Daten leitet er den Schluss ab, dass derartige Sprachen schwerlich aus dem Latein hervorgehen könnten.




Die Kommunikation der Taubstummen

Ein Topos der empirischen Sprachdiskussion war am Ende des 18. Jahrhunderts auch die Sprache der Taubstummen. Hervás schrieb über diesen ideologischen Gegenstand eine 1795 veröffentlichte Abhandlung. Er benutzt dabei ein Bild, nach dem die physische Welt für den Menschen ein Gefängnis darstellt, in dem ihm die Sinne als Fenster nach außen dienen. Die Taubstummen konnten keine Informationen über die Zeichen der Lautsprache erhalten haben, da ihnen dieses Fenster verschlossen sei, aber sie hätten bestimmte allgemeine Ideen, besonders religiöse und moralische. Die Tatsache, dass diese Ideen nicht mit Zeichen verbunden sind, erlaubte Hervás die Feststellung des relativen Wertes religiöser Symbole und Zeichen:

«Los templos en la opinion de los Sordomudos niños y jóvenes son teatro de sosiego y de juicio, á los que por costumbre se asiste. La figura de la santa cruz es un enigma para ellos, y la vista del divino Salvador crucificado, y de las estatuas, y pinturas de Santos los induce á juzgar, que son símbolos para conservar la memoria de algunos hombres buenos».


(Hervás y Panduro 1795: I, 60/61)                


In bestimmten Ideen, wie zum Beispiel in der Ablehnung von Kriegen und in der Zugehörigkeit zu einer Nation, stimmten die Taubstummen jedoch mit der übrigen Menschheit überein. Sie seien genauso fähig, diese Ideen zu kombinieren, wie die Hörenden in der Lage sind, Wörter in Sätzen anzuordnen. Hervás nannte die Grundlage dieser Kommunikation gramática mental. Im Unterschied zu den gesprochenen Sprachen, die zugleich natürlich und artifiziell sind, wäre die mentale Grammatik der Taubstummen vollständig natürlich. Dank dieser Grammatik würden die Taubstummen leicht die Kategorie des Numerus in den gesprochenen Sprachen verstehen, sie hätten aber Schwierigkeiten mit dem Kasus, weil diese Kategorie eine willkürliche Erfindung zur Markierung der Beziehungen zwischen Wörtern sei. In einer natürlichen und mentalen Sprache würden diese Beziehungen über die Wortstellung ausgedrückt.

«Un Sordomudo que da, por exemplo, dos manzanas á Pedro, en su mente tiene idea practica de si mismo, de la accion de dar, y de las manzanas, del número dos de ellas, y de Pedro: por lo que mentalmente forma esta oracion yo doy manzanas dos á Pedro».


(Hervás y Panduro 1795: I, 96)                





Die natürliche Sprache und die mentale Grammatik

Die natürliche Ordnung der Wörter entspricht nach Hervás der Anordnung der Gebärden in der Kommunikation Taubstummer. Wie Hervás bereits 1792 in einem theologischen Traktat festgestellt hatte, besteht zwischen dieser mentalen und natürlichen Grammatik und den artifiziellen Sprachen, die normalerweise in der menschlichen Kommunikation benutzt werden, ein enormer Unterschied. Da die natürliche Sprache der gesamten Menschheit und -bis zu einem gewissen Grade- sogar den Tieren gemein sei, beweise die Unterschiedlichkeit der arbiträren Sprachen, dass diese Mittel nicht auf natürlichem Wege entstanden sein konnten. Sie seien das Ergebnis einer göttlichen Intervention und ihre Sammlung in einem Katalog würde die empirischen Daten und die göttliche Lehre von der Sprachverwirrung miteinander vereinen:

«[...] todos los idiomas del mundo se hablan no por efecto ó inspiracion de la naturaleza, sino por instruccion, en la que comprehendo la milagrosa confusion de los idiomas en Babel».


(Hervás y Panduro 1795: I, 140)                


Bereits zu Beginn des Catálogo de las lenguas de las naciones conocidas verband Hervás diese monumentale Sammlung mit dem Problem des Sprachursprungs:

«En la presente obra me propongo observar todas las lenguas del mundo conocidas, y consiguientemente las naciones que las hablan: y la observacion de estas me hace retroceder hasta tocar y descubrir su orígen, por lo que esta obra, que intitulo de las lenguas conocidas, es histórico-genealógica de las naciones del mundo hasta ahora conocidas».


(Hervás y Panduro 1800-1805: I, 1)                


Ein Werk, das bis heute als wegbereitend für die historisch-vergleichende Sprachwissenschaft betrachtet wird, war also in Wirklichkeit durch religiöse Überzeugungen und anthropologische Ziele motiviert. Dieser Kontext beeinflusste auch die Argumentation Hervás' und die Art, in der er Zitate aus anderen Werken nutzte.

Wenn er nun die Unterschiede zwischen den Sprachen und ihre Beziehungen zum Denken untersuchte, konnte Hervás die von ihm in der italienischen Enzyklopädie noch benutzte Hypothese von den zwei Kindern, die sich außerhalb der Gesellschaft eine Sprache für ihre Kommunikation erfinden würden, nicht länger aufrecht erhalten. In seinen späteren, in spanischer Sprache geschriebenen Arbeiten gab Hervás die historisch-genetische Erklärung der Sprache und des Denkens, die sich wechselseitig entwickelten, auf. Die rationale Denkfähigkeit des menschlichen Wesens erkläre sich nicht als Folge des Gebrauchs der Sprache, und die gegenseitige Beziehung zwischen Sprache und Denken beschränke sich auf einige mentale und sprachliche Besonderheiten. In der Beschreibung und Erklärung dieser Besonderheiten und ihrer sprachlichen Basis fährt Hervás jedoch in der Wiederholung sensualistischer Annahmen fort und benutzt Beispiele entsprechender Autoren.

In einer Abhandlung über die physische Natur des Menschen, die im gleichen Jahr wie der erste Band des Catálogo erschien (El hombre físico, 1800), stellte Hervás fest, dass jeder Mensch seine Ideen entsprechend der Syntax seiner Sprache anordnen würde:

«[...] cada hombre piensa y ordena sus ideas con órden correspondiente á la sintaxis del idioma que habla».


(Hervás 1800: II, 278)                


Zum Reichtum an Wörtern stellt er fest, dass die Wissenschaften ihn in bestimmten Bereichen mehren würden und dass sich neue Wörter nur in der Sprache halten würden, wenn ihnen neue Ideen entsprechen. Folglich wären Völker mit einem umfassenden Wortschatz privilegiert:

«Si para una nueva idea útil no se inventa un nombre derivado que la exprese; la idea perece. Nuestro pensar es pediseqüo del hablar: no solemos tener ideas, sino de las palabras que sabemos; por lo que quien habla bien una lengua abundantísima de palabras, tiene más ideas que el que habla una lengua escasa de aquellas».


(Hervás 1800: II, 282)                


Auch in dieser funktionalen Beschreibung der Beziehungen zwischen Sprache und Denken hinderten Hervás seine religiösen Ziele nicht daran, Locke und Condillac zu benutzen, deren Theorien er bei der Erklärung des Ursprungs und der Geschichte verworfen hatte.

Die hergestellte Beziehung zwischen den verschiedenen Sprachen und Mentalitäten gibt die Möglichkeit, den Catálogo als eine Fortsetzung seiner anthropologischen Arbeiten zu betrachten, die gerade die empirische Diversität der Sprachen akzentuiert. In Fortsetzung seines anthropologischen Ziels erklärte Hervás die Sprachen zum besten Kriterium für eine Klassifizierung der Völker.

Hervás unterschied vier Gruppen von Autoren, die sich bereits mit Sprachvergleich beschäftigt hatten. Die erste Gruppe habe Universelles hinter den Unterschieden der Sprachen gesucht; andere hätten versucht, alle Sprachen auf eine Ursprache oder zumindest auf eine Matrixsprache eines bestimmten Gebietes zurückzuführen. Nach Hervás sind sehr wenige Abhandlungen zur Geschichte der Völker im Lichte ihrer Sprachen geschrieben worden. Eine solche Vorgehensweise erscheint ihm sehr nützlich, aber am wichtigsten wäre es, Grammatiken zu schreiben, die den besonderen Charakter der Sprachen, das genio de las lenguas darstellen.

Wenn er in diesem Kontext die materielle Basis seiner eigenen Studien erwähnt, vergisst er auch nicht den bereits existierenden Sprachenkatalog von Pallas, der -einer Anregung von Leibniz folgend- auf Befehl Katharinas von Russland erstellt wurde (vgl. Pallas 1786-1789). Pallas hatte seinerseits den italienischen Katalog von Hervás gekannt (vgl. Hassler 1998), und Hervás hatte in der Einleitung zu seinem Catálogo auf seine eigene Rolle bei der Vermittlung von Materialien der Jesuiten nach Russland hingewiesen:

«El señor Santini, agente imperial de la corte de Petersburgo en esta ciudad, tuvo órden de su corte para enviar á ella todas las obras que los jesuitas habian publicado en Italia sobre las naciones americanas y asiáticas, y principalmente sobre sus lenguas. Estas obras, que por carga del dicho agente yo recogi, debian servir de materiales al señor Pallas, famoso literato y viajador por todo el imperio rusiano, para que hiciera una confrontacion ó cotejo de todas las lenguas conocidas. No he visto aun esta obra, que sé haberse empezado á publicar ántes del año 1789, pues el esclarecido literato señor Francisco Alter me ha escrito desde Viena, que en su segunda parte impresa el año 1789 se cita con poca exâctitud uno de mis tomos italianos sobre las lenguas».


(Hervás y Panduro 1800-1805: I, 64)                


Es gibt nach Hervás drei Bereiche, in denen sich die Sprachen unterschieden: die Wörter, der grammatische Bau und die Aussprache (Hervás 1800-1801: I, 11). Jeder von ihnen könne in der Beschreibung von Sprachen genutzt werden, der verlässlichste Bereich sei jedoch der artificio gramatical. Die Wörter können aus anderen Sprachen entlehnt werden und die Aussprache hinge von vielen individuellen Faktoren ab und ließe sich nicht auf Mentalitäten und nationale Charaktere beziehen.

Das wirklich Neue im Catálogo von Hervás war die Betonung der Stabilität der grammatischen Struktur der Sprache. Dank dieser Stabilität wurde der artificio gramatical zu einem Kriterium der Klassifizierung der Nationen, insofern die Mentalitäten immer wieder über die Art und Weise der Ideenanordnung zutage treten würden. Dies geschehe sogar dann, wenn die Sprecher sie verschleiern wollten oder kultivierte Kommunikationsmittel verwenden würden:

«El artificio particular con que en cada lengua se ordenan las palabras, no depende de la invencion humana, y menos del capricho: Él es propio de cada lengua, de la que forma el fondo. Las naciones con la civilidad y con las ciencias salen del estado de barbarie, y se hacen mas ó menos civiles y sabias: mas nunca mudan el fondo del artificio gramatical de sus respectivas lenguas».


(Hervás y Panduro 1800-1805: I, 23)                


Nach Hervás könnte ein auf dem grammatischen Bau gegründeter Sprachvergleich sogar die Beziehungen zwischen Sprachen unabhängig von ihrer geographischen Distanz deutlich machen. So ließe sich die malayische Sprache als Matrixsprache vieler, über mehr als 200 Längengrade verstreuter Dialekte feststellen. Derartige Vergleiche könnten auch zum Wiedererkennen vergessener historischer Beziehungen zwischen Völkern führen. Hervás entwickelte keine kohärente Methodologie für derartige Vergleiche, versuchte jedoch eine philosophische Geschichte der Sprache, in der die kulturelle und natürliche Geschichte der Völker, die Geschichte der Religionen ebenso wie die Evolution der Sprache im Blick standen.

Das Ziel eine Klassifizierung der Nationen ausgehend von ihren Sprachen erwies sich jedoch sogar für die europäischen Sprachen als sehr schwierig in der praktischen Umsetzung. So nahm er im Prozess der Latinisierung der von den Römern unterworfenen Völker ein Schlüsselmoment an: nicht der Gebrauch lateinischer Wörter, sondern die Annahme der lateinischen Grammatik hatte die Völker romanisiert (Hervás 1800-1801: I, 11). Dennoch wollte Hervás nicht alle romanischen Völker zur gleichen Familie rechnen und maß deshalb den vor der Romanisierung gesprochenen Sprachen eine wichtig Rolle bei. Das Französische und das Spanische betrachtete er zwar als Dialekte des Lateinischen, er unterstrich jedoch die zahlreichen Differenzen dieser Sprachen im grammatischen Bau, die sich aus keltischen oder baskischen Ursprüngen erklären ließen:

«El francés, que antiguamente hablaba el céltico, y el español, que antiguamente hablaba el cántabro o bascongado, actualmente hablan lenguas que son dialectos de la latina; mas quien atentamente las analice y coteje con la céltica y con la cántabra, fácilmente observará que el francés en su dialecto usa no pocos idiotismos célticos y que del mismo modo el español en su dialecto latino usa muchos idiotismos cántabros: que tanto el francés como el español, conservan muchas palabras de sus antiguos y respectivos lenguages; y que según el genio gramatical de estos, han dado terminaciones á muchas palabras latinas».


(Hervás y Panduro 1800-1805: I, 17)                


Auch im Hinblick auf die Integration neuer Wörter in eine Sprache betont Hervás wiederum die grammatischen Prozesse. Während die materielle Bereicherung in der einfachen Übernahme von Wörtern aus anderen Sprachen gesehen wurde, wie zum Beispiel ins Spanische aus amerikanischen Sprachen maiz, tomate, tabaco, cacao, chocolate aufgenommen wurden, bestehe ein anderer Perfektionstyp in der fomalen Perfektion, welche die Bildung neuer Wörter ausgehend von grammatischen Prozeduren erlauben würde. In dieser Unterscheidung von materieller und formaler Bereicherung nimmt er die aristotelische Opposition auf, in der die Form das aktive und organisierende Prinzip ist, die Materie dagegen eine passive Substanz. Dieses bipolare Verhältnis wird im beginnenden 19. Jahrhundert in der Sprachtheorie Humboldts produktiv werden.

In einem einzigen Moment fiel es Hervás schwer, die Sprachtheorien des 18. Jahrhunderts und seine Bemühungen um den Nachweis des Dualismus von Körper und Geist, die arbiträren Zeichen und die mentalen Ideen mit einander zu verknüpfen. Gemäß einem in Spanien weit verbreiteten Topos schrieb Hervás den Philosophen des 18. Jahrhunderts, den Freimaurern und vor allem den Jansenisten die Schuld an der Französischen Revolution zu (Hervás y Panduro 1807: 117). Die Ablehnung der sensualistischen Philosophie war bei Hervás jedoch sehr selektiv. Er lehnte die Aussagen des Abbé De Prades ab und sah ihn viel zu mild verurteilt (Hervás y Panduro 1807: 327-336), er erwähnte aber in diesem Kontext keineswegs die Lehre Condillacs, deren er sich für die Entwicklung von Ideen über die Entstehung der Sprache bedient hatte.






Hervás y Panduro und die Berliner Sprachdiskussion

Die Benutzung gemeinsamer Quellen legt eine Untersuchung der Beziehung zu Wilhelm von Humboldt nahe, zu der eine Studie von Miguel Batllori (1951) vorliegt. Für alle seine Aussagen zu amerikanischen Sprachen hat Humboldt das von Hervás gelieferte Material verarbeitet. Zeugnisse zum Baskischen waren in ihrer typologischen Differenz zu den indoeuropäischen Sprachen Herausforderung für die großen Sprachensammlungen, insbesondere stand Pablo Pedro de Astarloa, von dem eine Abschrift des Plan de Lenguas o Gramatica Bascongada en el Dialecto Bizcaino im handschriftlichen Nachlass Wilhelm von Humboldts überliefert ist, im Kontakt mit Hervás2.

Schließlich wird die Sprachensammlung von Hervás auch durch Johann Christoph Adelung benutzt und fortgeführt, der darin «das einzige Mittel, den Bau der Sprachen aufzuschließen» (Adelung in Adelung/Vater 1806-17: I, 25) sah.

Die Suche nach Bezügen zu Hervás' italienischem Katalog im Umfeld der Preisfrage für 1792/94 blieb allerdings erfolglos. Mit ihr war bereits ein unvoreingenommener und wertender Vergleich von Sprachen gefordert worden, der mit folgenden Worten angekündigt wurde «Vergleichung der Hauptsprachen Europas, lebender und todter, in Bezug auf Reichthum, Regelmäßigkeit, Kraft, Harmonie und andere Vorzüge; in welchen Beziehungen ist die eine der anderen überlegen, welche kommen der Vollkommenheit menschlicher Sprache am nächsten?»

Mit komparatistisch-empiristischem Anspruch verfasst, steht die preisgekrönte Schrift Daniel Jenischs im Kontext der großen Sprachensammlungen seiner Zeit und ist ein Produkt der Endphase der literaturorientierten, im Umgang mit sprachlichem Material weitgehend hypothetischen Sprachbetrachtung3. Offensichtlich ist dem Verfasser bewusst, dass eine neue Art der Empirie in der Sprachforschung kurz vor dem Durchbruch steht, er betrachtet es jedoch nicht als seine Aufgabe, diese Entwicklung zu befördern:

«Eben so wenig aber glaube ich das Hypothetische mancher Behauptungen in dieser Abhandlung, z. B. über den Gebrauch des Griechischen Artikels, über Entstehung des Artikels überhaupt, und in den Lateinischen Tochtersprachen insbesondere, entschuldigen zu müssen. Mögen gelehrtere und scharfsinnigere Männer da durchdringen, wo ich anbrach».


(Jenisch 1796, VI)                


Der Sprachvergleich Jenischs ist dabei im Hinblick auf die europäischen Sprachen von vornherein wertend angelegt. Neben dem extensiven Reichtum, der bloßen Menge der Wörter zur Bezeichnung von Gegenständen, ist für ihn der intensive Reichtum, das heißt die Fähigkeit der Sprache zur Abstraktion, zu geistigen Anschauungen und Begriffen maßgeblich (Jenisch 1796, 9).

Aufschlußreich ist auch die Umformulierung der Fragestellung der Akademie, die Autoren von Preisbewerbungsschriften vornehmen. Das mit Jenisch konkurrierende Manuskript I-934 gibt eine im wesentlichen wortgetreue deutsche Übersetzung der französischen Formulierung der Akademie und nimmt damit eine dem Zeitgeist durchaus entsprechende Orientierung auf die sammelnde Beschreibung von Sprachen und den wertenden Vergleich der dabei gewonnenen Ergebnisse vor, die ähnliches erwarten lässt wie die im einzelnen differenziert angelegten Werke von Pallas, Hervás y Panduro oder Adelung.

Sowohl die Vorgabe der Akademie als auch Jenischs leicht modifizierte Vergleichskriterien bedienen sich einer Begrifflichkeit, die aus der Rhetorik und den Abhandlungen zur Harmonie des langues aus dem Sprachdenken der Renaissance überliefert ist. Reichtum, Nachdrücklichkeit, Deutlichkeit und Bestimmtheit sowie Euphonie sind Vorzüge der Sprachen, die freilich in keiner zugleich in Vollkommenheit vorkommen, so dass man auch niemals entscheiden könnte, welche Sprache insgesamt am vollkommensten wäre. Bemerkenswert ist dabei, dass Jenisch indem er sich gegen die Vormachtstellung einer bestimmten Sprache ausspricht, zugleich die Reduzierbarkeit der Sprachen auf eine Universalgrammatik ablehnt und die prinzipielle Gleichrangigkeit der Sprachen gerade im Zusammenhang mit ihrer Vielfalt sieht. Damit bereitet er eine Sprachbetrachtung vor, die sich vorurteilsfrei mit der Vielfalt der menschlichen Sprachen beschäftigt.

Der Grund, weshalb Jenischs Schrift, nicht der in ihrer Argumentation stringenteren und originelleren anderen Abhandlung der Preis zuerkannt wurde, ist jedoch ein offensichtlicher. Das Deutsche -so wird nämlich in dieser Göttinger Abhandlung festgestellt- sei eine arme Sprache. Zwar habe sie Bereicherung durch die Werke Wolffs und weiterer Autoren erfahren, die wichtigste Ursache für ihre Armut bestehe jedoch darin, dass das Deutsche den Fremdwörtern kein «deutsches» Kleid umhängen könne, wie es das Englische und Französische mit griechischen, lateinischen und deutschen Wörtern durch entsprechende «Endungen» können. Eine weitere Ursache bestehe darin, dass das Deutsche zwei «Hauptmundarten» oder «eng verwandte» Sprachen umfasse, das Ober- und Niederdeutsche, die sich nicht gegenseitig bereichern könnten. Die durchaus bemerkenswerte Diskussion dieser philologischen These war keinesfalls geeignet, die von der Akademie eigentlich gemeinte Problematik zu erhellen. Und letztlich schloss sich der Autor dieser stark an Michaelis erinnernden und auf altphilologische Gelehrsamkeit setzenden Preisschrift durch eine besonders unrealistische These aus dem Kreis der potentiell erfolgreichen Bewerber aus. Auf die Frage, welche Sprache den Vollkommenheitskriterien am besten entspricht, gibt er im Unterschied zu Michaelis eine eindeutige Antwort: die griechische. Er verkennt damit das Anliegen der Akademie, mit der Diskussion zu dieser Preisfrage auch die eigenen Kommunikationsmöglichkeiten und Kommunikationspraktiken zu reflektieren und die sich vollziehende Abwendung vom Französischen als Wissenschaftssprache zu rechtfertigen.




Schlussbetrachtungen

Sprachensammlungen des 18. Jahrhunderts passen mit ihrer empirischen Orientierung und Anlage nicht in das geläufige Schema eines Bruchs mit der «universalistischen», an philosophisch-erkenntnistheoretischen Zielstellungen orientierten Sprachbetrachtung des 18. Jahrhunderts, andererseits fehlt ihnen der methodologische Zugriff, der für die historisch-vergleichende Sprachforschung des 19. Jahrhunderts charakteristisch werden sollte. Für letztere wurden sie zwar immerhin als eine Art Vorläufer reklamiert, doch entstammt diese Einordnung wohl eher dem homogenisierenden Wunsch der Historiographen, nicht dem nachweisbaren Vorgehen der Sprachensammler selbst. Doch trotz ihres Verbleibens auf einem Nebengebiet der Wissenschaftsgeschichte repräsentieren die Sprachensammlungen des späten 18. Jahrhunderts wie kaum ein anderer Umgang mit dem Sprachthema ein zeitgemäßes anthropologisches Interesse. Sie entstanden aus einer Sammlungseuphorie, die verschiedene Erscheinungsformen kennt. Ebenso wie man Tiere, Pflanzen, Minerialien und andere Gegenstände aus entfernten Gebieten ausstellte, erfreuten sich Lebensäußerungen des Menschen einer großen Beliebtheit auf Ausstellungen und in Naturalienkabinetten europäischer und nordamerikanischer Städte. Da man auf die Ausstellung von Menschen selbst meist verzichten musste, waren Zeugnisse über ihre Sprachen ein Zugang par excellence für anthropologische Studien (Nowak 1996: 31).

Sein eigentliches Anliegen resümiert Hervás in seiner Abrechnung mit der französischen Revolution in dem Satz: «Todos finalmente conservad el órden, y el órden os conserverá a todos vosotros». (Hervás 1807, II, 130). Jene auf Stabilisierung der Gesellschaft und der religiösen Ordnung gerichtete Aussage kam einer zeitgeschichtlichen Verwendung viel eher entgegen als seine anthropologischen und sprachtheoretischen Überlegungen, die zu spät kamen, um originell zu sein und die keine kohärente Methodologie enthielten.








Bibliographie

  1. Werke von Hervás y Panduro
    • Idea dell'Universo (1770-1787)
      • Storia della vita dell'uomo. Opera dell'Abbate Don Lorenzo Hervás [...], Cesena: Gregorio Biasini 1785[a] (vol. I-VIII).
      • Vol. XVII: Catalogo delle lingue conosciute e notizia della loro affinità, e diversità, Cesena: Gregorio Biasini all'Insegna di Pallade 1784.
      • Vol. XVIII: Origine, formazione, meccanismo, ed armonia degl'idiomi, Cesena: Gregorio Biasini 1785[b].
      • Vol XIX: Aritmética delle nazioni e divisione del tempo fra gli orientali, Cesena: Biasini 1787[a].
      • Vol. XX: Vocabulario polígloto, con prolegomeni sopra più di CL lingue. Dove sono scoperte nuove, ed utili all'Antica storia dell'uman genere, ed alla cognizione del meccanismo delle parole, Cesena: Biasini 1787[b].
      • Vol XXI: Saggio pratico delle lingue, con prolegomeni e una raccolta di orazioni dominicali in più di CCC lingue e dialetti, Cesena: Biasini 1787[c].
    • Spanische Werke
      • Escuela española de sordomudos, o arte para enseñarles a escribir y hablar el idioma español, Madrid: Imprenta Real 1795.
      • Catecismo de doctrina cristiana para la instrucción de los sordomudos, Madrid: Villalpando 1796.
      • Catálogo de las lenguas de las naciones conocidas, y numeración, división, y clases de éstas, según la diversidad de sus idiomas y dialectos, Madrid: Administración del Real Arbitrio de la Beneficencia 1800-1805, 6 vols.
      • Historia de la vida del hombre o Idea del universo, 7 vols., Madrid: Imprenta Aznar 1789-99.
      • El hombre físico, ó Anatomía Humana físico-filosófica, 2 vols., Madrid: Imprenta de la Administracion del Real Arbitrio de Beneficencia 1800.
      • Causas de la revolución de Francia en el año de 1789, y medios de que se han valido para efectuarla los enemigos de la religión y del estado, Madrid: s. n. 1807, 2 volúmenes.
  2. Sekundärliteratur
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    • Caballero, Fermín. 1868: Noticias biográficas y bibliográficas de L. Hervás y Panduro, Madrid: Sordomudos.
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